Mercedes EQB 300 im Test: So schlägt sich das edle E-SUV im Alltag (2024)

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Von: Marcus Efler

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Komfort plus Allrad – und per Akku angetrieben: Das ist die Formel für den Mercedes EQB 300. Der Alltagstest zeigt die Stärken und Schwächen des Elektro-SUV.

Mercedes fährt bei der Umstellung auf Elektroantrieb derzeit eine zweigleisige Strategie: Einerseits bieten die Stuttgarter Modelle wie den EQE an, die ausschließlich als Stromer konzipiert sind. Andererseits gibt es Akku-Fahrzeuge, die auf schon bewährten Verbrenner-Modellen basieren: Das spart Entwicklungskosten und erhöht das Tempo, mit dem man BEV (Batterie Electric Vehicle) in die Verkaufsräume schieben kann.

Mercedes EQB 300 im Test: So schlägt sich das edle E-SUV im Alltag

Zu dieser Gruppe gehört auch der EQB, der auf dem SUV GLB basiert, aber mit 4,68 Metern Außenlänge gut fünf Zentimeter länger geraten ist. Damit positioniert er sich zwischen Kompakt- und Mittelklasse – und stellt vor allem für Familien eine durchaus sinnvolle Größe dar. Die macht sich vor allem im Fond des hochwertigen Interieurs bemerkbar: Natürlich kann der nicht das gleiche luxuriöse Raumgefühl wie in einem reinrassigen Stromers bieten, aber Knie- und Kopffreiheit sind durchaus komfortabel bemessen.

Mercedes EQB 300 im Test: So schlägt sich das edle E-SUV im Alltag (1)

Auch der Kofferraum reicht für eine größere Tour aus, und nimmt optional sogar eine dritte Reihe auf. Da allerdings ein Frunk, das bei E-Fahrern so beliebte Fach unter der Fronthaube fehlt, raubt das AC-Ladekabel entweder Platz im Heck, oder verschwindet unter dem Klappboden – und damit auf größerer Reise unter dem Gepäck.

Mercedes EQB 300 im Test: Leise Beschleunigung schlägt laute Verbrenner

Dabei qualifizieren seine Fahreigenschaften den EQB durchaus für eine längere Tour. Komfortabel, eben sehr Mercedes-mäßig, gleitet er dahin, schön leise dazu, weder übermäßige Reifen- noch Windgeräusche ersetzen das ausbleibende Motorgeräusch: Ein Auto für all jene E-Fahrer, die Abwesenheit von Verbrenner-Sound nicht als Manko, sondern als Befreiung empfinden.

Mercedes EQB 300 im Test: So schlägt sich das edle E-SUV im Alltag (2)

Zumal sich die Systemleistung von 228 PS aus zwei Motoren nach deutlich mehr anfühlt – und der EQB 300 beim Beschleunigen dank sofort anliegenden 390 Newtonmetern Drehmoment nominell viel stärkeren und laut brüllenden Verbrennern keine Chance lässt. Der Wert von null auf 100 km/h in acht Sekunden ist da eher unerheblich, entscheidend ist der Druck, den der Wagen von der Ampel weg, beim Überholen oder auf der Autobahn-Auffahrt entwickelt. Die Traktion des Allradantriebes garantiert, dass die Power auch jederzeit auf dem Asphalt ankommt.

Mercedes EQB 300 im Test: Zweifelhafte Aufpreis-Politik

Der Fahrer dirigiert diese Souveränität aus angenehm erhöhter Sitzposition, und blickt auf ein breites, helles Digitalinstrument. Unterstützt wird er von einer Fülle von Assistenzsystemen, wobei der Spurhalter-Helfer nicht über die Steuerung eingreift, sondern über einseitiges Bremsen. Das wirkt für den Chauffeur organischer, für die Passagiere indes etwas ungewohnt.

Mercedes EQB 300 im Test: So schlägt sich das edle E-SUV im Alltag (3)

Das co*ckpit ist hochwertig und mit Gefühl für wohnliche Details gestaltet, bis hin zur farblich individualisierbaren, aber dezenten Ambiente-Beleuchtung. Für einen Grundpreis von 55.519 Euro dagegen kaum akzeptabel ist, dass darin nicht einmal Standards wie eine Smartphone-Ladeschale oder eine kabellose iPhone-Anbindung per CarPlay enthalten sind: Die berüchtigte Aufpreis-Politik von Mercedes setzt sich im Elektrozeitalter fort. Wobei die Stuttgarter einer tiefen Integration des persönlichen Telefons ohnehin eher skeptisch gegenüberstehen, denn schließlich haben sie MBUX.

Dieses Bediensystem gehört zu den besten der Branche, es glänzt vor allem durch seine Sprachsteuerung. Befehle wie „Hey Mercedes, zeige mir Schnelllade-Säulen in Nähe von…“ versteht es anstandslos und in allen vernünftigen Varianten. Und gerade dieser Satz ist recht wichtig – denn ein Reichweiten-Rekordler ist der Mercedes EQB nicht gerade.

Mercedes EQB 300 im Test: Reichweite ist ok – solange es mild bleibt

Die Werksangabe von um die 400 Kilometern verfehlt er klar, aber damit ist er nicht allein im Konkurrenz-Umfeld. Realistisch im Mix aus Stadt- und Überlandfahrt sind etwas über 300, während sich der Verbrauch auf etwa 23 kWh pro 100 Kilometer einpendelte. Wie stark indes die Reichweite bei winterlicher Kälte schrumpft, zeigte während der Testfahrt eine zügige Autobahn-Etappe über 220 Kilometer. Gestartet mit 100 Prozent Akkustand und bei etwa fünf Grad über null, schaffte der EQB 300 sie locker und mit gut 40 Kilometer Reserve am Ziel. Der Rückweg bei minus sechs Grad, ebenfalls mit vollem Akku, überforderte diesen klar: Bei hörbar laufender Heizung und 21 Grad Innentemperatur stürzte die Reichweite auf unter 200 Kilometer ab, und erzwang einen zusätzlichen Lade-Zwischenstopp. Für den MBUX aber immerhin selbsttätig sinnvolle, weil direkt an der Route gelegene Vorschläge unterbreitete – inklusive exakter Standzeit-Prognose.

Mercedes EQB 300 4matic
Motor/Antrieb2 Elektro/Allrad
Leistung/Drehmoment168 kW (228 PS)/390 Nm
Länge/Breite/Höhe4,68/1,83/1,70 m
Ladevolumen495 – 1.710 l
Vmax/0–100 km/h160 km/h / 8,0 s
Verbrauch/Reichweite19,7 – 18,1 kWh/100 km / 387 – 423 km
Preis55.519 Euro
Basispreis EQB 25052.342 Euro

Den Winter-Malus hat Mercedes nicht allein, es ist ein Problem aller Elektrofahrzeuge. Immerhin lädt der EQB zuverlässig, zwar ohne 800-Volt-Technik und Spitzenwerte an der Säule, dafür mit ausgetüfteltem Temperatur-Management. Knapp 100 Kilowatt Ladeleistung hören sich etwas müde an, tatsächlich aber hält das System sie relativ lange und stabil, was unter dem Strich annehmbare Standzeiten ergibt.

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Insgesamt ist der Mercedes-Benz EQB 300 ein nicht ganz preiswertes, aber überzeugendes Angebot für alle, die ihn für den Alltagsverkehr zwischen Job-Pendelei und Ausflügen ins Umland nutzen – sowie hin und wieder auch mal eine längere Tour bewältigen wollen. Das eher klassische Design eines praktischen SUV hilft all jenen beim Umstieg auf die Elektromobilität, die sich nicht auch noch beim Design umgewöhnen möchten.

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Author: Mrs. Angelic Larkin

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